Als ich das Auto auf dem Parkplatz am „Theatre by The Lake“ in Keswick abstelle, ist es noch dämmerig. Schnellen Schrittes folge ich dem Weg am Ufer von Derwentwater, einer der bekanntesten Seen im Lake District. Schon Tage zuvor hatte ich mir angesehen, von wo aus ich den Sonnenaufgang hier fotografieren möchte. Von einer kleinen Bucht kurz hinter „Friars Crag“ hat man einen ungestörten Blick über das Wasser bis hin zu Catbells, dem markanten Berg, der sich am anderen Ufer erhebt. Die Wettervorhersage hatte ausnahmsweise einmal recht: Der Himmel ist klar und die Nacht war so kalt, dass sich Nebel über dem noch warmen Wasser gebildet hat. Schon jetzt zur blauen Stunde ergeben sich tolle Motive und ich fange sogleich an, zu fotografieren.
Das Wasser ist nicht ganz so still wie gehofft, deswegen benutze ich einen ND-Filter, um die Belichtungszeit zu verlängern. So sieht das Wasser auf dem Foto spiegelglatt aus. Nach einer halben Stunde kommt die Sonne über den Horizont. Erste Sonnenstrahlen leuchten die Berge am anderen Ufer an. Jetzt dauert es nicht mehr lange und die Sonne kommt ganz heraus.
Die letzten Nebelschwaden verschwinden und es wird Zeit, zusammenzupacken. Auf dem Weg zurück zum Auto noch ein letztes Foto. Pünktlich zum Frühstück bin ich zurück an unserer Unterkunft.
Wer auch solche Sonnenaufgänge erleben möchte, sollte unbedingt den Lake District im Norden Englands besuchen. Beim ersten Besuch sollte man die folgenden Fotolocations auf keinen Fall verpassen!
Anreise
Der Lake District liegt im Nord-Westen von England in der Grafschaft Cumbria. Der nächste internationale Flughafen ist in Manchester.
Mit Bus und Bahn
Wir sind jedoch nicht geflogen, sondern die gesamte Strecke von Deutschland mit dem Zug gefahren. Dies geht mit dem Eurostar von Brüssel nach London.
Von London aus fahren von Euston aus die Züge an der Westküste entlang Richtung Norden. Wenn man ganz auf das Auto verzichten möchte, steigt man in „Oxenholme (Lake District)“ um in eine kleine Regionalbahn, die nach Windemere fährt. In Windemere warten direkt am Bahnhof Linienbusse zur Weiterfahrt in den Nationalpark.
Hier unterscheidet sich der Lake District von vielen anderen ländlichen Regionen in England: Es gibt einen dichten Takt von mehreren Buslinien, die sogar entlegene Winkel erschließen. Viele Startpunkte von Wanderungen können auch bequem mit dem Bus erreicht werden. Den aktuellen Fahrplan und die Fahrpreise findet man beim Betreiber Stagecoach. Wenn man ohne Auto unterwegs ist, bietet es sich an, eine Unterkunft in Ambleside oder Keswick zu nehmen.
Hier treffen sich mehrere Buslinien, sodass man eine große Auswahl an Zielen ohne Umsteigen erreichen kann. Außerdem haben diese Orte mehrere Pubs, Supermärkte und Outdoorläden – also alles, was man während eines Besuchs brauchen könnte.
Mit dem Auto
Wir sind mit dem Zug weiter bis nach Carlisle gefahren und haben dort unseren Mietwagen abgeholt. Gerade, wenn man zu Sonnenaufgang oder -untergang bestimmte Fotospots erreichen möchte, ist man mit dem Auto flexibler. Allerdings ist das Parken im Lake District kein günstiges Vergnügen: Selbst auf abgelegenen Waldparkplätzen steht ein Parkautomat. Die Kosten betragen zum Teil über 4 GBP pro Stunde. Bei einer längeren Wanderung kann das schnell ins Geld gehen.
Elterwater und Loughrigg Tarn
Anfahrt mit dem Auto: Von Ambleside aus über die A593 bis Skelwith Bridge, dort vor der Brücke rechts abbiegen. Ein paar Parkplätze gibt es dort an der Straße, die sind aber schnell belegt. Etwas weiter gibt es einen Parkplatz rechts im Wald (gebührenpflichtig).
Anfahrt mit dem Bus: Von Ambleside mit der Linie 516 bis Skelwith Bridge oder Elterwater.
Am Fluss Elterwater entlang führt ein gut ausgebauter Wanderweg, der fast eben ist. Startet man in Skelwith Bridge, kommt man zuerst noch am Wasserfall Skelwith Force vorbei.
Kurz darauf verlässt man den Wald, die Landschaft öffnet sich und der Fluss mäandert durch ein weites Tal. Hier über den Wiesen bildet sich morgens oft Nebel.
Noch ein Stück weiter kommt man an eine kleine Bucht mit perfektem Blick auf die Langdale Pikes.
Von jetzt an wandert man durch eine hügelige Wiesenlandschaft, durchzogen von den für den Lake District so typischen Trockensteinmauern, bis man schließlich im Ort Elterwater ankommt.
Ganz in der Nähe von Skelwith Bridge befindet sich noch der Loughrigg Tarn. In diesem Teil von England werden kleine Seen oder auch Teiche als „Tarn“ bezeichnet. So findet man auch hier einen See eingebettet in eine Postkartenidylle. Man kann den See einmal umrunden oder auf der „Bergseite“ den Aufstieg zum Loughrigg Fell beginnen.
Von Ambleside nach Keswick
Loughrigg Fell
Zwischen Ambleside, Skelwith Bride und Grasmere liegt Loughrigg Fell. Dieser Berg (einer der Wainwrights) ist zwar nicht besonders hoch, bietet aber eine wirklich gute Rundumsicht auf die umliegenden Berge und Seen. Insbesondere der Blick zu den Langdale Pikes sowie hinunter zum Loughrigg Tarn und Elterwater ist inzwischen berühmt.
Aber auch der Blick Richtung Grasmere ist nicht zu verachten.
Keswick & Derwentwater
Keswick ist einer der größten Orte im Lake District und der Ausgangspunkt für viele Touristen. Hier gibt es Pubs, Cafés, Supermärkte und Outdoorläden.
Fast alle Buslinien durch den Lake District treffen sich hier. Die Stadt liegt direkt am Ufer des Sees Derwentwater, auf dem auch Rundfahrten mit dem Schiff angeboten werden. Am bekanntesten ist der Ausblick vom „Theatre by the Lake“ und „Friars Crag“ (siehe Aufmacher).
Rund um Buttermere
Der See Buttermere ist sehr abgelegen und nur über relativ abenteuerliche Straßen zu erreichen. Ungeübte Fahrer nehmen also besser den Bus ab Keswick und genießen die Aussicht aus dem Fenster. Von Buttermere aus starten mehrere Wanderwege auf die umliegenden Berge. Dies ist aber eher etwas für geübte Bergwanderer (mehr Informationen zu den Wanderungen im Lake DIstrict findet man auf der Webseite walklakes.co.uk). Entspannter ist der Rundweg, der einmal um Buttermere herumführt. Wer nur eine Richtung gehen will, steigt einfach am anderen Ende des Sees wieder in den Bus ein und Fährt zurück nach Keswick.