Deutschland ist zu großen Teilen von Wald bedeckt. Das nächste kleine Waldstück ist meist nicht weit entfernt – ob es in einem Park, im Stadtwald oder in einem der Nationalparks liegt, ist dabei nicht wichtig. Ansprechende Photos im Wald zu machen kann erstmal schwierig sein. Mit diesen Tipps kannst du deine Waldphotographie schnell verbessern.
1. Nebel oder Regen ist perfekt für gute Photos im Wald
Ob Nebel, Regen oder tiefhängende Wolken – schlechtes Wetter ist perfekt um Photos im Wald zu machen. Das Problem bei strahlendem Sonnenschein ist der hohe Kontrastumfang. Der dunkle Wald und sehr helle Spitzenlichter im Himmel – das bekommt kein Kamerasensor auf ein Bild. Bei einem aus einer Belichtungsreihe zusammengesetzten HDR-Bild hat man oft das Problem, dass sich Blätter zwischen den Aufnahmen bewegt haben. Selbst die Blätter, auf die Sonnenlicht fällt, sind meist so hell, dass sie überbelichtet werden und dann die Farbinformationen verlieren. Bei Nebel oder Wolken ist das Licht hingegen deutlich sanfter und das Bild wirkt hinterher harmonischer. Insbesondere bei Nebel macht das Fotografieren im Wald viel Spaß, da der Nebel außerdem hilft, die weiter entfernten Bäume zu separieren. Das Bild gewinnt so Tiefe und das „Chaos“ von vielen Ästen im Wald verschwindet im Nebel. Kommt dann noch die Sonne durch den Nebel, kann sogar das Licht selbst zum Motiv werden. Durch den Nebel brechende Sonnenstrahlen können auch einen gewöhnlichen Wald außergewöhnlich aussehen lassen.
2. Die optimale Brennweite
Verabschieden sollte man sich von der Vorstellung, das immer der ganze Baum aufs Bild muss. Das würde ein Weitwinkel-Objektiv benötigen, wodurch man zuviel Himmel ins Bild einschließen würde, was allerhand Probleme verursacht (siehe unten). Daher eignen sich mittlere Brennweiten von 24-80mm an einer Vollformatkamera (etwa 16-50mm an APS-C) am besten. Sie erlauben es, den Bildausschnitt etwas enger zu wählen, um störende Äste und Bäume auszuschließen (siehe nächster Tipp).
3. Kleine Bewegungen verändern die Bildkomposition
Ein Wald wirkt meist sehr chaotisch. Viele Bäume und Äste ragen von allen Seiten in das Bild hinein. Wichtig ist es, sich vor der Aufnahme klar zu machen, was das eigentliche Motiv sein soll. Das kann ein besonders aussehender Baum sein, Blätter, die vom Sonnenlicht angestrahlt werden – eigentlich alles, was das Auge des Betrachters anzieht. Danach sollte man alles, was das Hauptmotiv stört, aus dem Bild ausschließen. Schon kleine Bewegungen der Kamera nach links, rechts, oben oder unten können die Komposition stark verändern. So kann man z.B. Äste ausschließen, die von der Seite störend in das Bild hineinragen. Baumstämme, die nur teilweise im Bild und halb abgeschnitten sind, können ebenfalls störend wirken. Fällt einem das erst später auf, wenn man die Bilder am großen Monitor betrachtet, so hat man noch zwei Möglichkeiten. Entweder man beschneidet das Bild mit dem Crop- oder Zuschneiden-Tool, oder man bemüht Photoshop mit Content-Aware-Fill, um die Störenfriede nachträglich aus dem Bild zu verbannen.
4. Die Jahreszeiten nutzen
Kaum eine Landschaft verändert sich im Laufe des Jahres mehr als der Wald. Von den Bodendeckern im Frühjahr, über das frühlingshafte Grün im April und Mai, bis zum bunten Herbst mit Nebelschwaden und verschneiten oder mit Raureif bedeckten Tannen im Winter bietet der Wald zu jeder Jahreszeit ansprechende Motive.
5. Wege als führende Linien in das Bild integrieren
Um Tiefe und damit einen „3D-Look“ im Bild zu erzeugen, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Nebel ist dabei sehr hilfreich (siehe Tipp 1), aber auch Seitenlicht, dass Texturen hervorhebt. Eine andere Möglichkeit sind so genannte „führende Linien“, die den Betrachter in das Bild hineinziehen. Insbesondere Waldwege bieten sich dafür an, da sie oft nicht geteert sind und sich gut in die Landschaft integrieren. Idealerweise platziert man den Anfang des Weges in einer der unteren Ecken des Bilds und lässt ihn diagonal in die Bildmitte verlaufen. Das Auge des Betrachters wird so durch das Bild geführt und sollte am Ende beim Hauptmotiv hängen bleiben. Dabei ist noch beachten, dass Bereiche im Bild, die besonders hell sind und einen hohen Kontrast aufweisen, dem Betrachter besonders ins Auge fallen.
6. Den Himmel weglassen
Der Himmel ist, insbesondere an einem sonnigen Tag, sehr viel heller als die Umgebung im Wald. Dies erzeugt allerlei Probleme. Der Dynamikumfang ist größer als der der meisten Kameras und der Betrachter guckt automatisch zuerst auf die hellsten Stellen im Bild. Der Himmel lenkt daher meistens vom eigentlichen Hauptmotiv ab und zieht sich als helle Linie quer durch das Bild. Vor Ort fällt einem das gar nicht so auf, da das menschliche Auge sehr gut darin ist, sich an den Kontrastumfang anzupassen. Umso störender fällt es einem hinter auf, wenn man die Bilder auf einem großen Monitor betrachtet. Nebel, Regen oder bedecktes Wetter helfen, diesen Effekt abzumildern. Man vermeidet alle diese Probleme, wenn man den Himmel gar nicht erst im Bild hat. Dazu photographiert man am Besten von einer Anhöhe oder einem Hügel hinunter ins Tal. Dadurch kann man trotzdem noch weit in den Wald hineinsehen, aber den Himmel außen vor lassen. Längere Brennweiten von 50mm oder mehr helfen dabei ebenfalls.
7. Einen Polarisationsfilter (CPL) benutzen
Viele Filter, die früher in der Photographie unabdingbar waren, können heute einfach durch entsprechende Nachbearbeitung in Lightroom oder ähnlichen Programmen ersetzt werden. Ein zirkularer Polarisationsfilter (oft abgekürzt als CPL) ist aber nicht zu ersetzen. Ohne hier jetzt auf die physikalischen Hintergründe einzugehen, hilft er, reflektiertes Licht von Objekten wie z.B. nassen Blättern auszublenden. Dazu schraubt man den Filter vorne auf das Objektiv und während man durch den Sucher schaut, dreht man so lange am Filter bis der Glanz von den Blätter verschwunden ist. In dieser Einstellung schluckt der Filter ca. die Hälfte des Lichts, weshalb sich die Belichtungszeit bei sonst gleichen Einstellungen verdoppelt. Gleichzeit führt der reduzierte Glanz zu einer sichtbaren Steigerung der Farbsättigung, was natürlich insbesondere im Herbst oft ein gewünschter Effekt ist.