7 Tipps für bessere Photos im Wald

Deutschland ist zu großen Teilen von Wald bedeckt. Das nächste kleine Waldstück ist meist nicht weit entfernt – ob es in einem Park, im Stadtwald oder in einem der Nationalparks liegt, ist dabei nicht wichtig. Ansprechende Photos im Wald zu machen kann erstmal schwierig sein. Mit diesen Tipps kannst du deine Waldphotographie schnell verbessern.

1. Nebel oder Regen ist perfekt für gute Photos im Wald

Ob Nebel, Regen oder tiefhängende Wolken – schlechtes Wetter ist perfekt um Photos im Wald zu machen. Das Problem bei strahlendem Sonnenschein ist der hohe Kontrastumfang. Der dunkle Wald und sehr helle Spitzenlichter im Himmel – das bekommt kein Kamerasensor auf ein Bild. Bei einem aus einer Belichtungsreihe zusammengesetzten HDR-Bild hat man oft das Problem, dass sich Blätter zwischen den Aufnahmen bewegt haben. Selbst die Blätter, auf die Sonnenlicht fällt, sind meist so hell, dass sie überbelichtet werden und dann die Farbinformationen verlieren. Bei Nebel oder Wolken ist das Licht hingegen deutlich sanfter und das Bild wirkt hinterher harmonischer. Insbesondere bei Nebel macht das Fotografieren im Wald viel Spaß, da der Nebel außerdem hilft, die weiter entfernten Bäume zu separieren. Das Bild gewinnt so Tiefe und das „Chaos“ von vielen Ästen im Wald verschwindet im Nebel. Kommt dann noch die Sonne durch den Nebel, kann sogar das Licht selbst zum Motiv werden. Durch den Nebel brechende Sonnenstrahlen können auch einen gewöhnlichen Wald außergewöhnlich aussehen lassen.

Hier waren die Bedingungen ideal: Die Morgensonne brach durch den Nebel und durchflutete den Wald mit Licht. Durch den Nebel ist der Himmel nicht störend, sondern wichtiger Teil der Bildkomposition.
Manchmal kann auch der Nebel selbst das Motiv sein, wie in diesem Fall. Das Bild funktioniert durch den Kontrast zwischen dem warm angeleuchtetem Nebel und den dunklen, fast blauen Tannen.

2. Die optimale Brennweite

Verabschieden sollte man sich von der Vorstellung, das immer der ganze Baum aufs Bild muss. Das würde ein Weitwinkel-Objektiv benötigen, wodurch man zuviel Himmel ins Bild einschließen würde, was allerhand Probleme verursacht (siehe unten). Daher eignen sich mittlere Brennweiten von 24-80mm an einer Vollformatkamera (etwa 16-50mm an APS-C) am besten. Sie erlauben es, den Bildausschnitt etwas enger zu wählen, um störende Äste und Bäume auszuschließen (siehe nächster Tipp).

In diesem Fall habe ich mit einer relativ langen Brennweite (92mm) gearbeitet. Dadurch treten die Bäume im Vordergrund stärker hervor und durch den Nebel wird der Hintergrund stärker separiert, was hilft, das Chaos im Wald ein wenig zu sortieren. Der Himmel ist in diesem Bild nicht zu sehen.

3. Kleine Bewegungen verändern die Bildkomposition

Ein Wald wirkt meist sehr chaotisch. Viele Bäume und Äste ragen von allen Seiten in das Bild hinein. Wichtig ist es, sich vor der Aufnahme klar zu machen, was das eigentliche Motiv sein soll. Das kann ein besonders aussehender Baum sein, Blätter, die vom Sonnenlicht angestrahlt werden – eigentlich alles, was das Auge des Betrachters anzieht. Danach sollte man alles, was das Hauptmotiv stört, aus dem Bild ausschließen. Schon kleine Bewegungen der Kamera nach links, rechts, oben oder unten können die Komposition stark verändern. So kann man z.B. Äste ausschließen, die von der Seite störend in das Bild hineinragen. Baumstämme, die nur teilweise im Bild und halb abgeschnitten sind, können ebenfalls störend wirken. Fällt einem das erst später auf, wenn man die Bilder am großen Monitor betrachtet, so hat man noch zwei Möglichkeiten. Entweder man beschneidet das Bild mit dem Crop- oder Zuschneiden-Tool, oder man bemüht Photoshop mit Content-Aware-Fill, um die Störenfriede nachträglich aus dem Bild zu verbannen.

Bei diesem Photo war es wichtig, die Position richtig zu wählen. Bei fast allen Bildern ragte von einer Seite ein störender Ast ins Bild, nur auf diesem Bild habe ich ihn draußen gehalten. Zusätzlich war es nötig, das Photo oben ein bisschen zu croppen um andere Äste zu beseitigen, die ich als störend empfand.

4. Die Jahreszeiten nutzen

Kaum eine Landschaft verändert sich im Laufe des Jahres mehr als der Wald. Von den Bodendeckern im Frühjahr, über das frühlingshafte Grün im April und Mai, bis zum bunten Herbst mit Nebelschwaden und verschneiten oder mit Raureif bedeckten Tannen im Winter bietet der Wald zu jeder Jahreszeit ansprechende Motive.

Dieselbe Szene, einmal im Frühling (Mai), einmal im Herbst (Oktober).
Auch den Sommer sollte man bei der Waldphotographie nicht außen vorlassen. Oft ergeben sich überraschende Motive, wie hier kurz nach einem warmen Sommerregen.

5. Wege als führende Linien in das Bild integrieren

Der Weg führt den Betrachter in das Bild hinein. Der Nebel hilft zusätzlich, dem Photo Tiefe zu verleihen.

Um Tiefe und damit einen „3D-Look“ im Bild zu erzeugen, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Nebel ist dabei sehr hilfreich (siehe Tipp 1), aber auch Seitenlicht, dass Texturen hervorhebt. Eine andere Möglichkeit sind so genannte „führende Linien“, die den Betrachter in das Bild hineinziehen. Insbesondere Waldwege bieten sich dafür an, da sie oft nicht geteert sind und sich gut in die Landschaft integrieren. Idealerweise platziert man den Anfang des Weges in einer der unteren Ecken des Bilds und lässt ihn diagonal in die Bildmitte verlaufen. Das Auge des Betrachters wird so durch das Bild geführt und sollte am Ende beim Hauptmotiv hängen bleiben. Dabei ist noch beachten, dass Bereiche im Bild, die besonders hell sind und einen hohen Kontrast aufweisen, dem Betrachter besonders ins Auge fallen.

Auch hier führt den Weg den Betrachter ins Bild und zum hellsten Punkt, einem Stück Himmel, dass ich nicht aus dem Bild ausschließen konnte. Durch das Licht, was schräg von vorne kommt, erhalten die Blätter an den Bäumen und auf dem Weg Struktur und das Bild damit Tiefe.

6. Den Himmel weglassen

Der Himmel ist, insbesondere an einem sonnigen Tag, sehr viel heller als die Umgebung im Wald. Dies erzeugt allerlei Probleme. Der Dynamikumfang ist größer als der der meisten Kameras und der Betrachter guckt automatisch zuerst auf die hellsten Stellen im Bild. Der Himmel lenkt daher meistens vom eigentlichen Hauptmotiv ab und zieht sich als helle Linie quer durch das Bild. Vor Ort fällt einem das gar nicht so auf, da das menschliche Auge sehr gut darin ist, sich an den Kontrastumfang anzupassen. Umso störender fällt es einem hinter auf, wenn man die Bilder auf einem großen Monitor betrachtet. Nebel, Regen oder bedecktes Wetter helfen, diesen Effekt abzumildern. Man vermeidet alle diese Probleme, wenn man den Himmel gar nicht erst im Bild hat. Dazu photographiert man am Besten von einer Anhöhe oder einem Hügel hinunter ins Tal. Dadurch kann man trotzdem noch weit in den Wald hineinsehen, aber den Himmel außen vor lassen. Längere Brennweiten von 50mm oder mehr helfen dabei ebenfalls.

Dieses Bild entstand am frühen Nachmittag, mit der Sonne hoch am Himmel. Eigentlich keine guten Bedingungen für Waldphotos. Dadurch, dass die Sonne aber nur einen Teil der Bäume beleuchtet und es mir gelang, den Himmel vollständig aus dem Bild herauszuhalten, funktioniert es hier aber trotzdem.

7. Einen Polarisationsfilter (CPL) benutzen

Viele Filter, die früher in der Photographie unabdingbar waren, können heute einfach durch entsprechende Nachbearbeitung in Lightroom oder ähnlichen Programmen ersetzt werden. Ein zirkularer Polarisationsfilter (oft abgekürzt als CPL) ist aber nicht zu ersetzen. Ohne hier jetzt auf die physikalischen Hintergründe einzugehen, hilft er, reflektiertes Licht von Objekten wie z.B. nassen Blättern auszublenden. Dazu schraubt man den Filter vorne auf das Objektiv und während man durch den Sucher schaut, dreht man so lange am Filter bis der Glanz von den Blätter verschwunden ist. In dieser Einstellung schluckt der Filter ca. die Hälfte des Lichts, weshalb sich die Belichtungszeit bei sonst gleichen Einstellungen verdoppelt. Gleichzeit führt der reduzierte Glanz zu einer sichtbaren Steigerung der Farbsättigung, was natürlich insbesondere im Herbst oft ein gewünschter Effekt ist.

Bei diesem Motive war der Polarisationsfilter besonders wichtig. Nicht nur hat er den Glanz von den Blättern und Steinen am Boden genommen, sondern auch die Reflektionen vom Wasser. Gleichzeitig wurde auch die Belichtungszeit so lang, dass ich auf den Einsatz von einem Neutraldichtefilter (ND-Filter) verzichten konnte.